Notizen und Gedanken zum Artikel "Kennzahlen forcieren eine Entmenschlichung der Wirtschaft" von Conny Dethloff aus der Reise des Verstehens: http://blog-conny-dethloff.de/?p=3587
Zuweilen ist es interessant Zusammenhänge des Wirtschaftens aus einer anderen Perspektive als der des Geldes zu betrachten. Die Frage wie findet sich der Mensch als Mensch in wirtschaftlichen Zusammenhängen wieder, ist ein mit moralisch, emotionalen Konflikten besetztes Thema und eine nähere Betrachtung oft erhellend.
Ausgangspunkt ist die interessante Denksportaufgabe folgend aus der Behauptung, die Modellierung
von Zusammenhängen durch Zahlen und physikalische Einheiten würde bei
der Betrachtung von Verhältnissen verschiedener Einheiten einen
grundlegenden Kategorienfehler begehen. Da Multiplikation und Division
auf Addition und Subtraktion beruhen, müsste man eigentlich auch
verschiedene Masseinheiten addieren und subtrahieren können. Aber was
soll das Ergebnis hiervon sein?
Was passiert hier?
Hmm?!? Hier haben wir also den Versuch eines Wiederspruchsbeweises, um übliche Denkmuster aufzubrechen. Ich halte ihn für
einen interessanten Denkanstoß, obwohl konzeptionell falsch und
unschlüssig. Letztlich lenkt das vom Kern der Beobachtung der Entmenschlichung eher ab, als ihn zu erklären oder zu stützen. Das ist schade und daher folgt der Versuch einer Klärung:
Widerspruch zum Widerspruch
Der
Widerspruch entsteht nur dadurch, dass eine Randbedingung der
Modellierung von Zusammenhängen über physikalische Einheiten nicht
betrachtet wird. Diese Methodik der Modellierung formuliert als eine
Regel der Modellbildung, dass bei der Erstellung von Verhältnissen die
Einheiten mitgeführt und zuweilen auch mit eigenständigen Namen versehen
werden. Das ist hilfreich, weil man gemerkt hat, dass diese
Modellierung mit empirischen Phänomenen passt und sinnvolle Aussagen
liefert. Es handelt sich um sinnvolle Modellbildung, nicht um
unmittelbare Realität. Modelle haben Grenzen und eine der Grenzen ist,
dass verschiedene Einheiten nicht durch Addition und Subtraktion
verrechnet werden. Es ist eine Grenze, weil im Rahmen der Modellbildung
dieser Vorgang keine sinnvolle Bindung des Ergebnisses mit der Realität
erreicht. Man kann auch vorsichtiger formulieren, es ist bisher
niemandem etwas eingefallen, weshalb das sinnvoll sein soll, also wird
es nicht gemacht. Das heranziehen eines Widerspruch von außerhalb des
Gültigkeitsbereichs des Modells bzw. durch die Nutzung eines Vorgangs,
der in der gewählten Modellbildung als nicht sinnvoll angesehen wird, um
das Modell zu diskreditieren und seine Sinnhaftigkeit grundsätzlich zu
bezweifeln und daher grundlegende Kategorienfehler zu behaupten, ist
daher eine Scheinargumentation.
Sinnvoller und nicht statthafter Umgang mit Modellen
Womit
nicht gesagt sein soll, dass die Art der Modellbildung keinen Einfluss
darauf hätte, wie wir mit der Welt umgehen. Im Gegenteil. Die Behauptung
von Kategorienfehlern erscheint mir aber wenig konstruktiv. Ein
besseres Verständnis der Grenzen und Effekte der verwendeten
Modellbildung kann unmittelbarer helfen zu einer Modellbildung der
Wirklichkeit zu kommen, in der Menschlichkeit besser zum tragen kommt.
Vorab wäre natürlich zu klären, ob das überhaupt ein gemeinsames Ziel
ist. Die entsprechende Diskussion ist ebenfalls wesentlich unmittelbarer
und effektvoller, als eine vergleichsweise abstrakte und wackelige
Argumention verbundener aber nicht in einem schlüssigen Konzept
integrierter Methodiken. Vorausgesetzt es geht um einen Effekt, der über
eine äußerst interessante Denkübung hinaus geht.
Entmenschlichung und Verantwortung